Schlagworte
#Engagementförderung #Ostdeutschland #Bestandsaufnahme
Personen/Beteiligte Organisationen:
Stiftung Bürger für Bürger (Olaf Ebert, Sophie Leins) in Kooperation mit der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt
Beteiligte Wissenschaftler*innen: Dr. Holger Krimmer (ZiviZ), Dr. Birthe Tahmaz (ZiviZ), Dr. Thomas Gensicke, Stefan Bischoff (Bonusnorm e. V.)
Projektlaufzeit:
Oktober 2020 – Dezember 2020 (Bestandsaufnahme) und April 2021 – März 2022 (Studie)
In der Studie wurde eine Bestandsaufnahme der Infrastruktureinrichtungen vorgenommen und Rahmenbedingungen zur Engagementförderung der fünf ostdeutschen Flächenländer genauer betrachtet. Dies geschah durch sekundäranalytische Auswertungen und eigene empirische Erhebungen.Was haben Sie konkret untersucht?
Was sind die drei spannendsten Ergebnisse?
- Wachstum und Rückgang Engagement-fördernder Einrichtungen: Die Gesamtzahl der sehr unterschiedlichen Einrichtungen ist zwischen 2013 und 2021 zwar von 663 auf 703 angestiegen. Die Anzahl der Freiwilligenagenturen (2013: 84; 2021: 70) und der Seniorenbüros (2013: 69; 2021: 50) ist jedoch mit deutlichen regionalen Unterschieden insgesamt rückläufig.
- Mangelnde raumbezogene Abdeckung Engagement-fördernder Infrastruktur: Engagementfördernde Einrichtungen befinden sich überwiegend (80 %) in Städten mit 10.000 Einwohnenden und mehr.
- Zentral versus dezentral angelegte Politikfelder der Engagementpolitik: Einzelne Bundesländer haben eigene, landesweit tätige Einrichtungen der Engagementförderung aufgebaut. Andere fördern an gleicher Stelle mit bislang zu wenig Ressourcen ausgestattete vernetzende zivilgesellschaftliche Akteure und setzen auf die Stärkung dezentraler Netzwerkstrukturen. Das synergetische Zusammenspiel einer starken intermediären (Landes-)Ebene und einer ausgebauten lokalen Infrastruktur ist aber noch in allen ostdeutschen Bundesländern entwicklungsfähig.
42 Prozent der Bevölkerung in Ostdeutschland leben in Orten ohne engagementfördernde Einrichtung. Welche Zahl ist brisant?
Was war Ihr “Aha-Moment”?
„In der Tat zeigt sich je nach Region und Bundesland eine unterschiedliche Dichte des Netzes Engagement-fördernder Einrichtungen. Die Auswertungen machen deutlich, wo die größten weißen Flecken sind. Die Fallstudien zur politischen Engagementförderung der fünf ostdeutschen Bundesländer machen zudem die Vielfalt unterschiedlicher engagementpolitischer Strategien der einzelnen Bundesländer sichtbar. Und werfen damit die Frage nach der Wirksamkeit, den Vor- und Nachteilen der verschiedenen Politiken auf.“
Dr. Holger Krimmer
Was …
… kann die Politik aus den Erkenntnissen lernen?
Synergien zwischen intermediärer und lokaler Ebene stärken: Neben der Stärkung landesweit aktiver, intermediärer Akteure sollte mehr Gewicht auf die Weiterentwicklung und kontinuierliche Förderung der lokalen Einrichtungen und Strukturen gelegt werden. Dazu sollten Konzepte entwickelt und Erfahrungen ausgetauscht werden, wie die Akteure auf Landes- und auf lokaler Ebene arbeitsteilig zusammenarbeiten können.
Engagementförderung in der Raumpolitik verankern: Mit Blick auf den hohen Anteil ländlicher Regionen in Ostdeutschland sollte der Ausbau einer Infrastruktur zur Förderung bürgerschaftlichen Engagements mit raumbezogenen Entwicklungsbedarfen verknüpft werden. Bausteine zur Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse sollten sein, Maßnahmen der Engagementförderung auf der Ebene sogenannter Mittelzentren zu verankern und in Landes- und Regionalentwicklungspläne zu integrieren.
… können Engagement-fördernde Organisationen lernen?
Kooperationen und Profilbildung weiter ausbauen: In allen Landkreisen und kreisfreien Städten gibt es mindestens eine, meist mehrere, oft sehr unterschiedliche Engagement-fördernde Einrichtungen, die durch stärkere Kooperation und Profilschärfung voneinander lernen und gemeinsam vor Ort mehr bewirken könnten.
… kann die Wissenschaft lernen?
Wissensgrundlage für Weiterentwicklung von Engagementförderung verbessern: Über Wirkungsgrad, Reichweite und Leistungsfähigkeit sowohl unterschiedlicher Einrichtungen und Maßnahmen, aber auch der Gelingensfaktoren und Strategien der Engagementförderung, liegen kaum belastbare Studien vor. Diese Lücke sollte durch weitere Forschung geschlossen werden. Auch der Wissens- und Erfahrungsaustausch zum Thema sollte verstärkt und institutionalisiert werden.
Wo finde ich weitere Informationen?
Hier geht’s zur Webseite der Studie.
Hier geht es zur Aufzeichnung der Online-Veranstaltung.